Warum Sprachrufe und die unterschiedlichen verfügbaren Rufoptionen auch im Datenzeitalter eine große Rolle spielen.
Heutzutage steht bei der Funktechnologie oft im Vordergrund, wie viele Datenapplikationen vom Digitalfunk unterstützt werden können – was durchaus seine Berechtigung hat. Allerdings sollten wir nicht vergessen, dass Funkgeräte von allen mittlerweile verfügbaren Kommunikationstechnologien immer noch den schnellsten und verlässlichsten Sprachdienst mit der größten Anzahl an Optionen bieten. Obwohl das Foto einer vermissten Person, die Videoaufnahme eines Vorfalls oder Datensatz oft hilfreicher sind als eine mündliche Beschreibung, ist Sprache dennoch oft das einfachste und schnellste Mittel für die Weitergabe von Informationen. Sprachrufe sind außerdem vor allem in Notfallsituationen von äußerster Wichtigkeit.
In einer Notfallsituation steigt die Stressbelastung erheblich an, wodurch man nicht mehr in Lage ist, geschriebene oder visuelle Informationen zu verarbeiten. Wenn man sich auf geschriebene oder visuelle Informationen konzentrieren muss, muss man außerdem den Blick vom Geschehen um sich herum nehmen, was gefährlich sein kann. Daher kommunizieren Menschen in solchen Situationen hauptsächlich über Sprache.
Die Push-To-Talk-Technologie von Funkgeräten ermöglicht eine sofortige Kommunikation. Und wenn schnelles Handeln von absoluter Wichtigkeit ist, ist Sprache das schnellste Kommunikationsmittel. Allgemeiner ausgedrückt möchten Menschen mit anderen Menschen interagieren und die Sprache ist und bleibt die verlässlichste Kommunikationsart, um mit Kollegen in Kontakt zu bleiben oder mit Vorgesetzten und Kontrolleuren zu kommunizieren. Dies gilt besonders für Alleinarbeiter.
Funkgeräte machen das ganz einfach. Außerdem müssen einige Informationen einfach mündlich weitergegeben werden. Durch die Möglichkeit, mit Funkgeräten einen Ruf an viele Teilnehmer aufzubauen, können Informationen viele Menschen gleichzeitig erreichen. Natürlich nur, solange jeder Teilnehmer der Rufgruppe sein Funkgerät eingeschaltet lässt und die Nachricht hören kann. Nachrichten oder Daten über SMS oder E-Mail zu senden, funktioniert in vielen Fällen sehr gut, wenn eine sofortige Antwort nicht notwendig ist. Der Absender weiß jedoch nicht, ob die Nachricht gelesen wurde, außer wenn alle Anwender die Nachricht durch eine Antwort bestätigen – was natürlich Zeit in Anspruch nimmt. Wenn keine Dringlichkeit besteht, kann dies in Ordnung sein. In Notfallsituationen ist diese Art der Kommunikation jedoch nicht angebracht.
Wie bereits erwähnt, bieten Funkstandards wie Digital Mobile Radio (DMR) eine breite Palette an Sprachruftypen und damit ein beträchtliches Ausmaß an Wahlmöglichkeiten und Flexibilität für den Anwender, inklusive privaten Einzelrufen (Eins-zu-Eins), Gruppenrufen (Einer-zu-Vielen) und Ansagerufen. Einzelrufe können zwischen zwei Funkteilnehmern oder einem Teilnehmer und einem Dispatcher aufgebaut werden. Die Rufe werden entweder durch die Wahl einer Individualnummer über ein Tastenfeld (falls das Funkgerät über eines verfügt) oder durch das Scrollen durch ein Menü nach der ID des Gesprächspartners aufgebaut.
Der gängigste Sprachruf ist der Gruppenruf. Rufgruppen werden erstellt, um relevante Informationen nur an bestimmte Teams oder Jobgruppen zu senden. Andere Funkteilnehmer im gleichen Netz werden also nicht ständig durch Rufe gestört, die nicht für sie bestimmt sind. Es gibt unterschiedliche Arten von Gruppenrufen. Im Konferenzruf kann jeder im Ruf zuhören und sprechen. Verfügt das Funkgerät über ein Display, wird dort die ID des Sprechers angezeigt.
In einem Ansageruf kann nur eine Person senden, alle anderen müssen zuhören. Die Zuhörer können auf diesem Kanal nicht senden. Diese Rufart eignet sich besonders für die Kommunikation einer wichtigen Nachricht an alle Teilnehmer der Rufgruppe oder gar des gesamten Netzes. Ansagerufe können weiter definiert werden. Zum Beispiel kann eine Rufart allen anderen Rufen übergeordnet sein und die gesamte restliche Funkübertragung unterbrechen. Bei einer etwas höflicheren Variante werden bestehende Rufe nicht unterbrochen, sondern die Nachricht geht nur an Funkgeräte im Ruhezustand. Über Gateways können DMR-Netze auch Rufe zu PSTN/PABX-Telefonsystemen, analogen Funknetzen und Dispatchern aufbauen.
Schließlich können Rufen in DMR-Systemen unterschiedliche Prioritäten im System zugewiesen werden. Erwartungsgemäß haben Notrufe die höchste Priorität. Einzel- und Gruppenrufen können unterschiedliche Prioritätsstufen für den Zugriff auf das System zugewiesen werden. Umgekehrt kann unterbunden werden, dass Rufgruppen oder Einzelteilnehmer bestimmte Rufe tätigen, entweder aus geschäftspolitischen Gründen oder, um die Netzressourcen zu optimieren, wenn das System an Kapazitätsgrenzen stößt. Wird ein Funkgerät abgeschaltet, kann eine Rufweiterleitung an ein Mobil- oder Festnetztelefon eingerichtet werden.
Zusätzlich zur schnellen Antwortmöglichkeit bietet die Funkkommunikation ein nahtloses Handover zwischen Repeatern/Basisstationen, so dass unterbrochene Rufe und Funklöcher kein Thema sind! Diese verlässliche Funktionalität ist unerlässlich für die geschäftskritische Kommunikation, besonders bei Verfolgungsjagden der Polizei und Geiselnahmen, wo ein Funkloch den Befehl “Nicht schießen” in “Schießen” verwandeln kann, weil der Befehl nicht komplett gehört werden konnte!